Es ist ja kein großes Geheimnis, daß ich ausser für den Boxer auch eine gehörige Portion Sympathie für den dicken BMW-6-Zylinder hege.
Schon vor 30 Jahren war ich von Motorrädern wie der Honda CBX oder der Kawa Z-1300 fasziniert, konnte mir aber zur damaligen Zeit solche Boliden nie leisten. Als ich sie mir leisten konnte, gab's mittlerweile bessere Motorräder mit gutem Fahrwerk, Bremsen, etc. ... naja...
Seit 2010 baut BMW ja nun ebenfalls ein 6-Zylinder-Motorrad, eben die K1600... und seit dem warte ich eigentlich darauf, daß BMW diesen Motor nicht nur in einer "3-Zimmer-Küche-Bad-Balkon"-Version mit 340 kg und mehr anbietet, sondern dieses Modell deutlich abspeckt und in einer sportlicheren Variante wie z.B. der K1200R-Sport (mit Halbverkleidung) oder gar als Naked-Bike auf den Markt bringt...
2017 ging BMW einen klitzekleinen Schritt in diese Richtung, indem sie die K1600GT etwas abspeckten... hmmm.. zwar noch immer nicht das, was ich mir wünschen würde, aber jetzt wollte ich mir doch einmal dieses Monstrum von Motorrad antun und die Power des 6-Zylinders selbst "erfahren"....
Anruf bei der BMW-NL in Frankfurt, nettes Gespräch mit dem Verkäufer, Herrn Raudnitzky, geführt, für den vergangenen Freitag Termin für Probefahrt vereinbart... hingefahren...
Okay .... dat is'se, nä... ... man, man... immer noch ein ziemlicher Klotz, aber in diesem "Pepsi-Blau"... ... geht doch...
"Kurze" Einweisung... nach 5 min ließ meine Konzentration nach... ... hängen geblieben war nur, daß man auf keinen Fall bremsen darf, wenn man den Rückwärtsgang benutzt, weil dann irgend eine Well zu Bruch gehen kann... aha..
Die Menueführung durch unzählige Programme der elektronischen Helferlein ist ellenlang... und alles andere als selbsterklärend....
Aber okay, mein Hauptaugenmerk lag ja sowieso nicht auf die "Spielereien", sondern ich wollte die 6-Zylinder "spüren"....
Na dann mal los.... ersten Gang eingelegt... Klong... na also auch hier, bei einem 28.000-Öre-Bike... BMW halt... da fühlt man sich doch gleich wie zuhause...
Respektvoll und erst einmal piano anfahren... hmmm... unspektakulär... die fährt ja wie auf Samtpfötchen... nich' wie eine S1000R oder XR, die ja auch mit 160 Pferdchen bestückt sind... Nee, hier geht alles samtweich, nix Nervöses und schön leise... is' der Motor überhaupt noch an...?
Muß ja wohl, den ich fahre ja noch... also ab auf die Autobahn.... und mit viel G'fühl die Gänge hochschalten - der SA funktioniert perfekt, kein Hakeln, kein Ruckeln - und erst einmal warm fahren...
Hmmm... Windschutz ...? So kann meine Rallye das auch.... Sitzposition... ... ups, damit komme ich so nicht klar. Nun bin ich mit meinen knapp 1.80m (steht zumindest immer noch so im meinem Perso...) ja nicht grad' sehr groß gewachsen, aber der Kniewinkel paßte mir überhaupt nicht....
Also erst einmal auf einen Parkplatz gefahren und die SB in die hohe Position gebracht... schon besser, aber aufgrund der Breite des "Gestühl's" ging's mit dem Kontakt der Unterpfoten auf den Asphalt gerade noch so... ... egal, ich will ja fahren und nicht stehen....
Motor warm, Scheibe rauf, Scheibe runter... egal... es pfiff ordentlich, aber erträglich.... Dann also ab Richtung Feldberg/Taunus... geradeaus kann ja jeder.... aber ich will Kurven...
Anfahrt hoch zum Feldberg.... Applauskurve ... erste nennenswerte Schräglage... hmmm .. geht.... aber ich verliere die Linie... muß in der Kurve 2x "nachbessern".... irgend etwas lenkt mich ab... ...das war aber grade keine Glanzleistung von mir... weiter geht's den Berg hoch - nächste Kurve - das Gleiche... wieder verwachst... merde.... kann ich nicht mehr Motorrad fahren...
Das Feldbergplateau, beliebter Treffpunkt für Motorradfahrer, lasse ich besser mal links liegen... ...wer weiß, was ich mit dem Brummer dort oben anstelle, besser gesagt, wie blöd ich mich dort anstelle...
Also weiter, wieder den Berg runter Richtung Schmitten... volle Konzentration auf eine saubere Linie... wird schon besser... aber noch immer nicht das Gelbe vom Ei... verflixt, was ist das bloß...?
Also mal entspannt rollen lassen und "Ursachenforschung" betreiben. So langsam ging mir ein Licht auf... dieser Vorderbau... .. dieser ausladende Vorderbau, das enorme Gewicht auf dem Vorderrad, die eingeschränkte Sicht auf die "Linie" in den Kurven.. das irritierte mich mehr, als es mir zuvor bewußt war... und ist auch in keinster Weise weg zu diskutieren - es ist einfach da...
Auf den folgenden Kilometern versuchte ich, das zu ignorieren, einfach darüber hinweg schauen (leichter gesagt als getan)... aber so ganz langsam gewöhnte ich mich an die Fuhre.... man muß aber erst einmal die Leichtigkeit einer GS in der Gefühlsschublade "löschen" und Platz für fast 100 Kg mehr Gewicht schaffen...
Das geht einem aber nicht nur bei den ausladenden Dimensionen einer K1600GT so, sondern auch - jetzt kommt's - bei der Leistungsentfaltung... Der 6er is'n ganz hinterfotziger Geselle... ...wenn du da, weil die Strasse es grad' mal her gibt, die Gänge 2-5 duchlädst - weil's ja auch einen Heidenspaß bereitet... dann folgt der Schock auf'n Punkt... 220 km/h... auf der Landstrasse... ... au Schei... ehlich, Herr Richter, das hab' ich nicht gewollt... ich schwör's....
Also runter vom Gas - bremsen... alter Schwede... die K1600GS hat keine Bremsen... die wirft gleich 5 Anker und die Fuhre geht fast rückwärts... oijoijoi... das treibt einem fast die Augäpfel aus den Fassungen... ... geil... das nenne ich mal eine Bremse...
Okay, Beschleunigung und Bremse abgehakt - beides aller erste Sahne... was noch...?
- Auf die schön lackierten Koffer muß man bei Auf-/Absteigen höllisch aufpassen, daß man die nicht verkratzt... die bauen ganz schön breit, bieten dafür aber auch jede Menge Stauraum, kann man sich ein (häßliches) TC getrost sparen
- gaaanz feine Vibrationen verschafft dir Kribbeln in den Vorderpfoten... das kann die GS auch - nur etwas gröber...
cp-IMG_5037.jpg ... cp-IMG_5041.jpg
Mein rein persönliches Fazit:
Der Motor und die Bremsen sind ein Gedicht, richtig gut. Auch die Ergonomie ist, bis auf dem Kniewinkel (was ja immer individuell ist) paßt, man sitzt garnicht so "entkoppelt" wie es beim Anblick es Linkers vermuten läßt.
Aber...
Mit hat die Probefahrt (gut 130 Km) eigentlich genau das bestätigt, was ich vorher schon vermutet hatte: Auch wenn sich das Motorrad nach einer gewissen Gewöhnungsphase relativ leicht fahren läßt, ist die Fuhre verdammt schwer und das merkt man auch sehr deutlich. Damit in den Alpem, Spitzkehren fahren - ich denke, das macht nicht sonderlich viel Spass... Die K1600er-Modelle sind für Touren, Langstrecke und sonst was gebaut, aber ganz sicher nicht für die, auch von mir bevorzugten, kleinen, engen winkeligen Sträßchen.
Der Motor und diese Bremsen, nur in einem 80 kg. leichteren Motorrad wie z.B. die ehemalige K1200R-Sport (mit kleiner Halbverkleidung) und ohne diesem ganzen Schnickschnack wie Radio, Rückwärtsgang und was weiß ich noch alles... das könnte ein richtig feines und vor alle interessantes Bike werden... aber so...?
cp-IMG_5047.jpg
Vielen Dank für die Probefahrt aber so wird das leider nix mit uns beiden... aber schade um den Motor... tschüss..
(vielleicht baut BMW ja bald so'n abgespecktes Teil - die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt...)
Schon vor 30 Jahren war ich von Motorrädern wie der Honda CBX oder der Kawa Z-1300 fasziniert, konnte mir aber zur damaligen Zeit solche Boliden nie leisten. Als ich sie mir leisten konnte, gab's mittlerweile bessere Motorräder mit gutem Fahrwerk, Bremsen, etc. ... naja...
Seit 2010 baut BMW ja nun ebenfalls ein 6-Zylinder-Motorrad, eben die K1600... und seit dem warte ich eigentlich darauf, daß BMW diesen Motor nicht nur in einer "3-Zimmer-Küche-Bad-Balkon"-Version mit 340 kg und mehr anbietet, sondern dieses Modell deutlich abspeckt und in einer sportlicheren Variante wie z.B. der K1200R-Sport (mit Halbverkleidung) oder gar als Naked-Bike auf den Markt bringt...
2017 ging BMW einen klitzekleinen Schritt in diese Richtung, indem sie die K1600GT etwas abspeckten... hmmm.. zwar noch immer nicht das, was ich mir wünschen würde, aber jetzt wollte ich mir doch einmal dieses Monstrum von Motorrad antun und die Power des 6-Zylinders selbst "erfahren"....
Anruf bei der BMW-NL in Frankfurt, nettes Gespräch mit dem Verkäufer, Herrn Raudnitzky, geführt, für den vergangenen Freitag Termin für Probefahrt vereinbart... hingefahren...
Okay .... dat is'se, nä... ... man, man... immer noch ein ziemlicher Klotz, aber in diesem "Pepsi-Blau"... ... geht doch...
"Kurze" Einweisung... nach 5 min ließ meine Konzentration nach... ... hängen geblieben war nur, daß man auf keinen Fall bremsen darf, wenn man den Rückwärtsgang benutzt, weil dann irgend eine Well zu Bruch gehen kann... aha..
Die Menueführung durch unzählige Programme der elektronischen Helferlein ist ellenlang... und alles andere als selbsterklärend....
Aber okay, mein Hauptaugenmerk lag ja sowieso nicht auf die "Spielereien", sondern ich wollte die 6-Zylinder "spüren"....
Na dann mal los.... ersten Gang eingelegt... Klong... na also auch hier, bei einem 28.000-Öre-Bike... BMW halt... da fühlt man sich doch gleich wie zuhause...
Respektvoll und erst einmal piano anfahren... hmmm... unspektakulär... die fährt ja wie auf Samtpfötchen... nich' wie eine S1000R oder XR, die ja auch mit 160 Pferdchen bestückt sind... Nee, hier geht alles samtweich, nix Nervöses und schön leise... is' der Motor überhaupt noch an...?
Muß ja wohl, den ich fahre ja noch... also ab auf die Autobahn.... und mit viel G'fühl die Gänge hochschalten - der SA funktioniert perfekt, kein Hakeln, kein Ruckeln - und erst einmal warm fahren...
Hmmm... Windschutz ...? So kann meine Rallye das auch.... Sitzposition... ... ups, damit komme ich so nicht klar. Nun bin ich mit meinen knapp 1.80m (steht zumindest immer noch so im meinem Perso...) ja nicht grad' sehr groß gewachsen, aber der Kniewinkel paßte mir überhaupt nicht....
Also erst einmal auf einen Parkplatz gefahren und die SB in die hohe Position gebracht... schon besser, aber aufgrund der Breite des "Gestühl's" ging's mit dem Kontakt der Unterpfoten auf den Asphalt gerade noch so... ... egal, ich will ja fahren und nicht stehen....
Motor warm, Scheibe rauf, Scheibe runter... egal... es pfiff ordentlich, aber erträglich.... Dann also ab Richtung Feldberg/Taunus... geradeaus kann ja jeder.... aber ich will Kurven...
Anfahrt hoch zum Feldberg.... Applauskurve ... erste nennenswerte Schräglage... hmmm .. geht.... aber ich verliere die Linie... muß in der Kurve 2x "nachbessern".... irgend etwas lenkt mich ab... ...das war aber grade keine Glanzleistung von mir... weiter geht's den Berg hoch - nächste Kurve - das Gleiche... wieder verwachst... merde.... kann ich nicht mehr Motorrad fahren...
Das Feldbergplateau, beliebter Treffpunkt für Motorradfahrer, lasse ich besser mal links liegen... ...wer weiß, was ich mit dem Brummer dort oben anstelle, besser gesagt, wie blöd ich mich dort anstelle...
Also weiter, wieder den Berg runter Richtung Schmitten... volle Konzentration auf eine saubere Linie... wird schon besser... aber noch immer nicht das Gelbe vom Ei... verflixt, was ist das bloß...?
Also mal entspannt rollen lassen und "Ursachenforschung" betreiben. So langsam ging mir ein Licht auf... dieser Vorderbau... .. dieser ausladende Vorderbau, das enorme Gewicht auf dem Vorderrad, die eingeschränkte Sicht auf die "Linie" in den Kurven.. das irritierte mich mehr, als es mir zuvor bewußt war... und ist auch in keinster Weise weg zu diskutieren - es ist einfach da...
Auf den folgenden Kilometern versuchte ich, das zu ignorieren, einfach darüber hinweg schauen (leichter gesagt als getan)... aber so ganz langsam gewöhnte ich mich an die Fuhre.... man muß aber erst einmal die Leichtigkeit einer GS in der Gefühlsschublade "löschen" und Platz für fast 100 Kg mehr Gewicht schaffen...
Das geht einem aber nicht nur bei den ausladenden Dimensionen einer K1600GT so, sondern auch - jetzt kommt's - bei der Leistungsentfaltung... Der 6er is'n ganz hinterfotziger Geselle... ...wenn du da, weil die Strasse es grad' mal her gibt, die Gänge 2-5 duchlädst - weil's ja auch einen Heidenspaß bereitet... dann folgt der Schock auf'n Punkt... 220 km/h... auf der Landstrasse... ... au Schei... ehlich, Herr Richter, das hab' ich nicht gewollt... ich schwör's....
Also runter vom Gas - bremsen... alter Schwede... die K1600GS hat keine Bremsen... die wirft gleich 5 Anker und die Fuhre geht fast rückwärts... oijoijoi... das treibt einem fast die Augäpfel aus den Fassungen... ... geil... das nenne ich mal eine Bremse...
Okay, Beschleunigung und Bremse abgehakt - beides aller erste Sahne... was noch...?
- Auf die schön lackierten Koffer muß man bei Auf-/Absteigen höllisch aufpassen, daß man die nicht verkratzt... die bauen ganz schön breit, bieten dafür aber auch jede Menge Stauraum, kann man sich ein (häßliches) TC getrost sparen
- gaaanz feine Vibrationen verschafft dir Kribbeln in den Vorderpfoten... das kann die GS auch - nur etwas gröber...
cp-IMG_5037.jpg ... cp-IMG_5041.jpg
Mein rein persönliches Fazit:
Der Motor und die Bremsen sind ein Gedicht, richtig gut. Auch die Ergonomie ist, bis auf dem Kniewinkel (was ja immer individuell ist) paßt, man sitzt garnicht so "entkoppelt" wie es beim Anblick es Linkers vermuten läßt.
Aber...
Mit hat die Probefahrt (gut 130 Km) eigentlich genau das bestätigt, was ich vorher schon vermutet hatte: Auch wenn sich das Motorrad nach einer gewissen Gewöhnungsphase relativ leicht fahren läßt, ist die Fuhre verdammt schwer und das merkt man auch sehr deutlich. Damit in den Alpem, Spitzkehren fahren - ich denke, das macht nicht sonderlich viel Spass... Die K1600er-Modelle sind für Touren, Langstrecke und sonst was gebaut, aber ganz sicher nicht für die, auch von mir bevorzugten, kleinen, engen winkeligen Sträßchen.
Der Motor und diese Bremsen, nur in einem 80 kg. leichteren Motorrad wie z.B. die ehemalige K1200R-Sport (mit kleiner Halbverkleidung) und ohne diesem ganzen Schnickschnack wie Radio, Rückwärtsgang und was weiß ich noch alles... das könnte ein richtig feines und vor alle interessantes Bike werden... aber so...?
cp-IMG_5047.jpg
Vielen Dank für die Probefahrt aber so wird das leider nix mit uns beiden... aber schade um den Motor... tschüss..
(vielleicht baut BMW ja bald so'n abgespecktes Teil - die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt...)
Gruss Roger
Grip ist wie Luft...beides vermißt man erst wenn's fehlt...
Grip ist wie Luft...beides vermißt man erst wenn's fehlt...