Metzeler Z8 auf der BMW S1000XR

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    • Metzeler Z8 auf der BMW S1000XR

      Sodele, jetzt isses soweit, ich habe den Metzeler Z8 auf meiner S1000XR insgesamt über 9000 km gefahren und kann was dazu sagen:

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      Aber der Reihe nach:

      Die Firma die mich ab und zu mal zu einem Reifentest einlädt hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, bei nem Laufleistungs-, bzw. Verschleißtest mit zu machen, es geht nach Le Mans zum MotoGP-Rennen. Den, der da Nein gesagt hätte, möchte ich mal sehen, zumal ich bisher noch nie bei einem MotoGP-Rennen dabei war. Klar hab ich zugesagt!

      Ich sollte den Metzeler Z8 auf meiner S1000XR fahren. Den kannte ich schon vom 2015er Test Sport- gegen Tourenreifen auf S1000R, da war er schon mein Favorit bei den Tourensportreifen. Leider konnte ich mich da mit meiner Meinung nicht gegen die Profis durchsetzen, die auch dabei waren. Der Z8 war einfach total unspektakulär, immer unmerklich hinsichtlich irgendwelcher Auffälligkeiten, wie ein britischer Butler, der unsichtbar an der Wand neben der Tür steht , zum rechten Zeitpunkt das richtige Getränk bereit hält und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt. Ein absolut zuverlässiger und vertrauenserweckender Geselle.

      Und genau das hat er auch auf der XR gemacht. Egal was ich auf meiner Hausstrecke so alles fabriziert und manchmal dem Motorrad und dem Reifen nachlässigerweise an Fahrfehlern oder Konzentrationsmägeln zugemutet habe, alles war immer gut, nix ist passiert.

      Ich habe auf meinem täglichen Weg einen Bahnübergang an einer kleinen/leichten Steigung. Da die Gleise aber eben verlegt sind, gibts da ne kleine Schanze, ab 80 hüpft man und irgendwelche Lichtlein blinken und nach der Landung hat man kurz keinen Vortrieb. Wenn man nicht sauber anfährt, weiß man aber nicht ganz genau, wo man landet, da die Überfahrt der Gleise ein ganz leichtes "S" macht (erst nach rechts, dann nach links) und es macht Sinn nur dann zu freveln, wenn einem keiner entgegenkommt.
      Das geht auch, wenn's nass ist und ich habe an dieser Stelle schon so manchen Adrenalinstoß bekommen. Nicht mit dem Z8 !

      A propos Nässe: Als ich den Z8 montiert hatte und mich zu ersten Mal damit auf den Weg gemacht habe, hats geregnet. Kein Pfälzer Landregen, aber doch genug um mich daran zu erinnern, dass mein sündhaft teurer Textilanzug entgegen der vollmundigen (großmauligen) Behauptung des Herstellers eben doch nicht wasserdicht ist.

      Auf jeden Fall war der Z8 von dem Wasser ziemlich unbeeindruckt, nach 25 km war das Hinterrad auf der gesamten Lauffläche gelaufen, vorne fehlte ein Zentimeter bis zum Rand. (Jetzt isser aber vorne auch komplett gefahren, hat ja nicht immer geregnet)

      Was mir am Z8 am Besten gefallen hat, war die Kontur der Reifen, also wie spitz oder wie platt die Reifen im Neuzustand sind und wie das mit Hinter- und Vorderrad harmoniert. Das trifft beim Z8 zu 100 Prozent meine Vorstellung von einer Reifenpaarung auf der XR. Das Einlenken, der Schräglagenwechsel, das Durchballern von Kurven, alles geht so spielerisch und einfach, kein Fallen oder Kippen in die Kurven, es ist aber auch kein großartiger Druck am Lenker oder Körpereinsatz notwendig, der macht das einfach.
      Da war er wieder, der britische Butler, dem nix zu doof ist. Hab ich mal verpeilt, zu früh oder zu spät eingelenkt, im Überschwang der Gefühle zu schnell ne bekannte und ausgetestete Kurve anvisiert, na dann haben wir eben korrigiert und dann gings wieder.

      Über den Grip im Trockenen brauchen wir auch bei diesem Reifen nicht zu reden, er hat seinen Anteil daran, dass ich an meinen neuen Dayton Stiefelchen daytona.de/index.php?page=477 jetzt den zweiten Satz Schleifer drauf habe.

      Also alles in allem bin ich sehr zufrieden mit dem Reifen.

      Die Formulierung "alles in allem" weist aber darauf hin, dass es noch ein "Aber..." gibt und dem ist auch so.

      Metzeler hat ja einen Nachfolger gebracht, den Roadtec01. Den habe ich schon im Frühjahr in Spanien auf einer BMW R1200R fahren dürfen und war baff erstaunt.

      Wenn es sprachliche Vergleiche für "passt perfekt!" gibt wie: "Arsch auf Eimer" oder "Faust auf's Auge" dann muss man das mit dem Motorrad und dem Reifen genauso sehen. So geil wie die R1200R und der RT01 zueinander passen, hab ich bis dahin in der Ausprägung noch nicht erlebt. TOP!

      Natürlich war ich dann spitz auf die Pelle und hab sie sogar für meine XR besorgen können Auch mit dem RT01 gings blöderweise im Regen los und da hat der erst mal ne richtige Show abgezogen, ganz großes Kino. Auf der allerersten Fahrt (Landregen) kommt auf meiner Hausstrecke nach 3 km ein Verkehrskreisel, hängt auf dem ersten Viertel leicht nach außen, ab der der Einfahrt gegenüberliegenden Ausfahrt bis zu der nächsten Ausfahrt, an der ich ausfahre steigt es dann wieder an und da hatte ich die Stiefelspitze auf dem Asphalt. Nicht beabsichtigt und fast erschrocken, aber auf jeden Fall deutlich erstaunt. Das gab natürlich Mordsvertrauen in die Regentauglichkeit und natürlich bin ich dann auch immer frecher geworden. Später an dem Tag, auf dem Heimweg, bin ich auf die A6 und hab mich im Regen auf 240 km/h getraut - > bolzstabil das Ding.

      Natürlich war ich da König, hab mal schön die Klappe aufgerissen und mich gefreut.

      Die Ernüchterung kam dann im Trockenen. Da fiel mir dann die im Vergleich zum Z8 anders ausgeformte Kontur und das Profil des Hinterrads auf. Zumindest etwas weniger Abrollkomfort dürfte ne objektive Aussage sein, wie mir die Kontur gefällt eher subjektiv und bei jedem anders. Nicht dass der RT01 nicht funktioniert, im Gegenteil, egal in welchen Merkmal, ob Handlichkeit, Einlenkverhalten usw., scheint der RT01 etwas messbares zugelegt zu haben. Auch beim Verschleißtest nach LeMans gabs nach 2700 km Hinweise darauf, dass er auch bei der Laufleistung besser sein könnte. Dieser Unterschied kann aber auch noch im Bereich von Messungenauigkeiten liegen, wie will man 0,2 mm (auch mit nen digitalen Präzisionsmessinstrument) verlässlich messen. Wenn der Test doppelt so weit gegangen wäre und auch der Verschleiß dann 0,4 mm gewesen wäre, hätte es im besten Fall irgendwelche Prozentwerte bestätigt, mit denen der Hersteller wirbt, aber das ist mir ehrlich gesagt nicht so wichtig.

      Ich bin König Kunde und in der Gesamtschau entscheide ich mich für den Z8, der ist einfach ein echter "Immer-Drauf" so ähnlich wie ein Zoom-Objektiv beim Fotoapparat, für Nah und Fern geeignet.

      Was noch dazu kommt, ist der Preis, der ebenfalls für den Z8 spricht. Als König hab ich natürlich auch einen Hoflieferanten und da geht's mit Stichtag 25.06.2016 mit einem Satzpreis von 211,98 Euro (Z8) zu 253,98 Euro (RT01) um 42 Euro günstiger für den "Alten" aus, der wohl messtechnisch, aber nicht im Felde vom Nachfolger geschlagen wurde. 42 Euro sind 2 Tankfüllungen oder fast 500 km.

      Ganz zum Schluss noch ein paar Bilder vom Testbeginn mit den Neureifen (bessere Neureifenbilder gibts auf der Webseite des Hoflieferanten) und vom Testende.
      Neureifen (oben Hinterrad, darunter Vorderrad)
      K800_20160503_104828.JPG
      K800_20160503_104845.JPG
      Testende (auch hier wieder oben Hinterrad, darunter Vorderrad)

      K800_20160608_162542a.JPG
      K800_20160608_162609.JPG

      Noch ein Wort zu der für ein 160 PS-Motorrad extrem hohen Laufleistung (montiert bei km-Stand 13 218, jetzt 22286 - also 9068 km) : Mindestens 6000 km der Gesamtlaufleistung sind Autobahnkilometer unter Einhaltung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit im Ausland und in D, bei freier Fahrt grundsätzlich im Bereich um die 130, mit einigen "Ausreißern" nach oben, die aber nicht dauerhaft.
      z8trackmai2016.JPG

      Das Gekräusel auf der Hausstrecke ist in der Auflösung leider nicht darzustellen.

      So habe ferdsch zum Z8, Metzeler hat mit dem meiner Meinung nach ein Produkt, für das die Detailverbessungen beim RT01 nicht nötig waren, höchstens um bei der "Motorrad" wieder nen Testsieg einzuheimsen.
      ich übe noch
      www.motorrad-blog.eu
    • Ja klar kann ich dazu was sagen. Ich finde den M7 gut, aber nicht so gut, wie das im offiziellen Testbericht zum Ausdruck kommt. Bei den Sportreifen war der Bridgestone S20 evo mein Favorit.
      Auf der XR habe ich bis jetzt leider noch keinen Bridgestone gehabt, weder den S20evo, noch den S21. Beide bin ich nur auf der S1000R gefahren. Die hat aber ein deutlich strafferes (kürzeres) Fahrwerk als die XR, es gibt also durchaus Unterschiede, die Auswirkungen darauf haben können, wie man einen Reifen empfindet.

      Den M7 hatte ich schon auf der XR und da hat er mir deutlich besser gefallen, als auf der S1000R.

      Im Vergleich zum Z8: Der M7 ist ein Sportreifen, also für rechtswidriges Verhalten auf der Landstraße gedacht. Für rechtmäßiges ist schon der Z8 sinnlos überdimensioniert.
      Gripunterschiede im Nassen und im Trockenen kann ich zwischen diesen beiden Reifen nicht herausfahren, da müsste wohl ein Profi wie Arne Tode ran.

      Der M7 hat ne weichere Gummimischung, das macht sich bei allen Eigenschaften bemerkbar. Zu allererst bei der Laufleistung, den hab ich mit etwas über 4000 km zerschraddelt.
      Dafür hat er ne stabilere Seitenwand und knickt nicht ein.

      Sofern Du nicht häufiger auf die Renne gehst, oder jeden Kreisel mit Vollgas verlässt, macht der M7 mit der relativ geringen Laufleistung kaum einen Sinn, da entscheidest Du Dich besser zwischen Roadtec01 und Z8.
      ich übe noch
      www.motorrad-blog.eu
    • Oli11 schrieb:

      Hallo Hansemann,

      vielen Dank für den ausführlichen Bericht.
      Was mich jetzt noch interessieren würde, ist ein Vergleich zum Sporttec M7RR.
      Kannst du dazu etwas sagen ?

      Gruß

      OLi
      Hallo Oli,
      kann mich der Auffassung von Hans nur anschliessen. Hatte vorher auch einen M7 drauf und jetzt einen Sporttourenreifen. Wüsste nicht, wozu man noch einen Sportreifen auf der XR braucht - für die Landstrasse. Da fällt einem schwer auch nur ein Argument zu finden. Grip ist wohl kaum ein Thema. Und ich denke, ich gehöre eher zum flotter fahrenden Drittel ;)
    • Hallo Hans,

      tolle persönliche Reifenbeschreibung mit Kopf und Poppometer.

      So kann jeder für sich entscheiden was für ihn wichtig ist, denn beide Reifen sind voll tauglich auf der XR. Wenn man öfters die Reifen wechselt, bekommt man einen sehr schönen Überblick, was einem persönlich Wichtig ist. Die 9000 km sind auf Deinem Moped schon richtig gut, bedeutet auch für mich, dass Du schön rund fährst und vor Kurven den Gangwechsel bedienst.

      Danke für Deine Einschätzung, obwohl ich mit der k50 nicht wirklich davon partizipieren werden.

      Mch würde mal persönlich interessieren, in wieweit der PST2 im Reifenvergleich mithalten kann. Er ist zwar auch ein bisschen "endurotauglich" aber doch eher ein Tourenreifen.
      Viele Grüße aus Mülheim an der Ruhr