Haftung bei kaltem Wetter

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklärst Du Dich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Haftung bei kaltem Wetter

      Hallo.
      Hab gerade eine Runde durch die Eifel hinter mir. Temperaturen so zischen 2 und 5 Grad. Straßen trocken. Da ich zwei Rutscher an Stellen hatte, wo das sonst nicht vorkommt, möchte ich gerne mal in die Runde fragen, welche Erfahrungen Ihr so habt? Ab welcher Temperatur muss man nach Eurer Meinung mit merklich geringerer Haftung rechnen? Kriegt man die Reifen bei dem Wetter auf Landstraßen überhaupt richtig warm?
      Vielen Dank schonmal.
      Andreas. °v°
    • Die einschlägige Literatur spricht von ca. 5°C-7°C....hängt natürlich auch von der Reifenbeschaffenheit/Silikaanteil ab.
      Warm fahren kannst du den Reifen je nach Strecke(Kurven, Belag), Geschwindigkeit, FahrbahnTemperatur, Außenlufttemperatur nur bedingt.
      Ich fahre das ganze Jahr durch und fahre auch bei Minusgraden, sofern die Fahrbahn trocken und frei von Salzstaub ist....allerdings fahre ich dann verhalten.
      Gruß
      Dirk
    • Es sind (mindestens) zwei Parameter, die im Herbst und Winter die Haftung negativ beeinflussen.

      Der erste ist die Microrauhigkeit des Straßenbelags. Diese nimmt i.d.R. während der warmen Saison ab, da sie durch Fahrzeuge geglättet/abgeschliffen wird. Im Winter bildet sie sich dann wieder neu, durch Aufplatzen gefrorener Wassereinschlüsse.

      Der zweite ist der Reifengummi. Zeitgenössische Reifen sind für einen breiten Temperaturbereich ausgelegt, bei Motorradreifen liegt jedoch der deutliche Fokus auf etwas höheren Temperaturen. Bei niedrigen Temperaturen ist jeder Gummi härter, bei höheren weicher. Nur ein ausreichend weicher Reifen kann sich mit der Microrauhigkeit der Straße verzahnen. Dies trifft Motorräder härter als PKW, da sie nur eine kleine Kontaktfläche haben.

      Soviel zur Physik. Meiner Erfahrung nach nimmt die Haftung der von mir bevorzugten Reifen bei Temperaturen < 10°C spürbar ab. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt wird sich vermutlich der Reifen auch bei längerer Fahrt nicht nennenswert erwärmen. Im Zweifel kann man die Nagelprobe machen. Drückt mal den Daumennagel gegen einen warmen Reifen. Der Abdruck bleibt einige Zeit. Ganz anders bei kaltem Reifen. Da entsteht erst gar kein Abdruck oder er ist direkt wieder weg.

      Nicht unterschätzen sollte man auch den Micro-schmodder auf herbstlichen Straßen. Fermentierte und zermalmte Blätter bilden einen nicht sichtbaren, rutschigen Belag. Dieser ist zwar nicht so schlimm wie sichtbare, nasse Blätter auf der Strecke, aber er führt zu einem deutlich reduzierten Reibwert.

      Einen leichten Versetzer steckt jeder Reifen weg. Nach meinem ersten weiß ich, dass die Physik heut früher endet, und fahre piano.
    • Dietmar schrieb:

      versuche es doch einmal mit etwas reduziertem Luftdruck, damit der Reifen durch Walkarbeit etwas mehr Temperatur bekommt.

      Sorry, aber vergiß das ganz schnell wieder.....

      Auf Motorradreifen wirken aufgrund des kleinen Latsch (Aufstellfläche des Reifens) nur relativ geringe Reibungskräfte, wodurch die Reifenlauffläche sich erwärmen kann. Weiterhin wirkt sich auch noch der große Reifenumfang negativ auf die Erwärmung aus. Dies alles ist bei niedrigen Aussentemperaturen eben subotimal und deshalb bieten Motorradreifen im Winter eine deutlich schlechtere Haftung als eben bei höheren Aussentemperaturen.
      Mit der Reduzierung des Luftdrucks kann man "arbeiten", wenn man entweder auf die Rennstrecke geht, wo sich ein Reifen deutlich stärker erwärmt als auf der öffentlichen Strasse oder im Off-Road-Einsatz, wo idR aber auch ganz andere Geschwindigkeiten gefahren werden als auf Asphalt.

      Den Luftdruck bei normalen Einsatz auf einer öffentlichen Strasse zu (deutlich) reduzieren, sodaß er derart walken kann, das sich dadurch die Reifentemperatur erhöht, ist nicht ganz ungefährlich um nicht zu sagen schlicht und ergreifend falsch. Ich möchte da jetzt nicht weiter in die Tiefe dringen, sonst kommen noch Begriffe wie Traglast, Reifenführung, Verhalten beim Bremsen, usw. hinzu.

      Einfacher gesagt: Wer bei niedrigen Außentemperaturen Motorrad fahren möchte, sollte einfach etwas langsamer machen, noch konzentrierter beim "Lesen" der Strasse sein und über einen guten "Popometer" verfügen, mehr kann man hier wohl nicht empfehlen. Die Technik und erst recht die Reifen helfen hier nicht viel weiter.
      Gruss Roger

      Grip ist wie Luft...beides vermißt man erst wenn's fehlt...
    • Das hängt auch vom Reifen ab...

      Hallo Andreas,

      erst einmal ein netter Gruß in die Nachbarschaft.

      Ich denke, dass hier eine allgemeine Empfehlung nicht greifen kann/wird. Meine erste Frage wäre, welchen Reifen du fährst? Straße oder Enduro?
      Ich habe die Erfahrung gemacht, dass z.B. der Conti TKC80 bei Kälte und/oder Nässe wesentlich schlechter haftet als ein Heidenau K60 Scout.
      Der Michelin Tourance ist ein guter Allrounder, haftet jedoch nach meiner Erfahrung schlechter als der Pirelli Scorpion Trail.
      Das alles sind Gründe, warum ich seinerzeit im Sommer mit dem TKC80 und im Winter mit dem Scorpion Trail gefahren bin.
      Nun fahre ich den K60 Scout und nutze diesen Reifen bei jedem Wetter.
      Ob die Haftung nun bei 5°C oder erst bei 1°C schlechter wird, kann ich dir beim besten Willen nicht beantworten. Das hängt sicherlich auch von deinem Fahrstil ab. Reifen und Haftung ist - so denke ich - meist eine Glaubenssache.

      Gruß
      Peter

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von suzm9 ()

    • Ich denke nur mit angepasster Fahrweise kann man das regeln. Bin die Strecke halt gefahren wie im Sommer. War warm angezogen und hab Spaß gehabt. Popometer war erfreulicherweise in Funktion. Sonst hätte es ein paar neue Kratzer im Eifelasphalt gegeben. Grüße Andreas.